Vergebung – Last ablegen und frei werden
- Jürgen Justus
- 30. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
"Vergebung verändert nicht die Vergangenheit, aber sie erweitert die Zukunft." – Paul Boese
Fällt es dir leicht, anderen zu vergeben?
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Gibt es etwas, das du dir selbst noch nicht vergeben hast?
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Glaubst du, dass Vergebung für Heilung notwendig ist?
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Denkst du, dass Gott wirklich jedem vergeben kann – unabhängig von der Schuld?
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Lukas 15,11–32 – Das Gleichnis vom verlorenen Sohn
11 Und Jesus erzählte ihnen auch folgendes Gleichnis: »Ein Mann hatte zwei Söhne. 12 Der jüngere Sohn sagte zu seinem Vater: ›Ich möchte mein Erbteil von deinem Besitz schon jetzt haben.‹ Da erklärte der Vater sich bereit, seinen Besitz zwischen seinen Söhnen aufzuteilen.
13 Einige Tage später packte der jüngere Sohn seine Sachen und ging auf Reisen in ein fernes Land, wo er sein ganzes Geld verprasste. 14 Etwa um die Zeit, als ihm das Geld ausging, brach in jenem Land eine große Hungersnot aus, und er hatte nicht genug zu essen. 15 Da überredete er einen Bauern, ihm Arbeit zu geben, und er durfte seine Schweine hüten. 16 Der junge Mann war so hungrig, dass er die Schoten, die er an die Schweine verfütterte, am liebsten selbst gegessen hätte. Aber niemand gab ihm etwas.
17 Schließlich überlegte er und sagte sich: ›Daheim haben die Tagelöhner mehr als genug zu essen, und ich sterbe hier vor Hunger! 18 Ich will zu meinem Vater nach Hause gehen und sagen: Vater, ich habe gesündigt, gegen den Himmel und auch gegen dich, 19 und ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Bitte stell mich als einen deiner Tagelöhner ein.‹
20 So kehrte er zu seinem Vater nach Hause zurück. Er war noch weit entfernt, als sein Vater ihn kommen sah. Voller Liebe und Mitleid lief er seinem Sohn entgegen, schloss ihn in die Arme und küsste ihn. 21 Sein Sohn sagte zu ihm: ›Vater, ich habe gesündigt, gegen den Himmel und auch gegen dich, und bin es nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.‹
22 Aber sein Vater sagte zu den Dienern: ›Schnell! Bringt die besten Kleider im Haus und zieht sie ihm an. Holt einen Ring für seinen Finger und Sandalen für seine Füße. 23 Und schlachtet das Kalb, das wir im Stall gemästet haben, 24 denn mein Sohn hier war tot und ist ins Leben zurückgekehrt. Er war verloren, aber nun ist er wiedergefunden.‹ Und ein Freudenfest begann.
25 Währenddessen war der ältere Sohn draußen auf den Feldern und arbeitete. Als er heimkam, hörte er Musik und Tanz im Haus 26 und fragte einen der Diener, was da los sei. 27 ›Dein Bruder ist wieder da‹, erfuhr er, ›und dein Vater hat das Kalb geschlachtet, das wir gemästet hatten, und gibt nun ein großes Fest. Wir feiern, dass er wohlbehalten zurückgekehrt ist.‹
28 Da wurde der ältere Bruder zornig und wollte nicht ins Haus gehen. Sein Vater kam heraus und redete ihm zu, 29 aber er sagte: ›All die Jahre habe ich schwer für dich gearbeitet und dir nicht ein einziges Mal widersprochen, wenn du mir etwas aufgetragen hast. Und in dieser ganzen Zeit hast du mir nicht einmal eine junge Ziege gegeben, um mit meinen Freunden ein Fest zu feiern. 30 Doch jetzt, wenn dein Sohn daherkommt, nachdem er dein Geld mit Huren durchgebracht hat, feierst du und schlachtest unser bestes Kalb.‹
31 Sein Vater sagte zu ihm: ›Sieh, mein lieber Sohn, du und ich, wir stehen uns sehr nahe, und alles, was ich habe, gehört dir. 32 Wir mussten diesen Freudentag feiern, denn dein Bruder war tot und ist ins Leben zurückgekehrt! Er war verloren, aber jetzt ist er wiedergefunden!‹«
4. Reflexionsfragen
Was sagt der Text über Gott?
Was sagt der Text über die Menschen damals und heute?
Was sagt der Text über mich selbst?
Was möchte ich konkret in meinem Leben verändern?
Vertiefung
Der eine ging weit weg von zu Hause. Der andere blieb zu Hause, aber sein Herz war weit weg.
Der eine sündigte offensichtlich.Der andere sündigte heimlich - in seinem Herzen.
Beide trugen schwere Lasten. Beide brauchten Vergebung.
Ein Moment der Stille
Welcher Sohn bist du heute? Wo findest du dich in dieser Geschichte wieder?
Die Last, die wir tragen
Der Rucksack der Schuld
Stell dir vor, jeder Mensch trägt einen unsichtbaren Rucksack. In diesem Rucksack sind all die Lasten unseres Lebens:
Die Worte, die wir nicht hätten sagen sollen
Die Taten, die wir bereuen
Die Chancen, die wir verpasst haben
Die Menschen, die wir verletzt haben
Die Bitterkeit, die wir festhalten
Die Selbstvorwürfe, die uns plagen
Der jüngere Sohn trug den schweren Rucksack der offenen Rebellion. Der ältere Sohn trug den noch schwereren Rucksack der verborgenen Bitterkeit.
Ein ehrlicher Blick nach innen
Was ist in deinem unsichtbaren Rucksack? Was trägst du schon viel zu lange mit dir herum?
Vergebung befreit endgültig von der Schuld und ihren Folgen. Nur die Vergebung entlastet wirklich von der Vergangenheit, lässt aufatmen und froh und frei in die Zukunft schauen.
Das Herz des Vaters
Er wartet
"Er war noch weit entfernt, als sein Vater ihn kommen sah."
Das bedeutet: Der Vater schaute jeden Tag die Straße entlang. Jeden Morgen, jeden Abend. Mit sehnsüchtigem Herzen. Mit wartender Liebe.
So wartet Gott auf dich. Nicht voller Zorn, sondern voller Sehnsucht.
Er läuft
Männer seiner gesellschaftlichen Stellung liefen nicht. Das war würdelos. Aber als der Vater seinen Sohn sieht, vergisst er alle Würde. Er läuft.
Die Liebe Gottes kennt keine Würde-Regeln. Sie läuft dir entgegen, noch bevor du angekommen bist.
Er unterbricht
Der Sohn hatte eine ganze Rede vorbereitet. Aber der Vater lässt ihn nicht zu Ende sprechen. Keine Bewährungszeit. Keine Stufen zurück in die Gunst. Sofortige, vollständige Wiederherstellung.
Er feiert
Das Fest beginnt sofort. Gott liebt es zu feiern, wenn ein Mensch heimkommt. Der Himmel jubelt über einen einzigen Menschen, der umkehrt.
Stille Anbetung
Nimm dir einen Moment, um über diese bedingungslose Liebe zu staunen. Lass sie auf dich wirken.
Der Weg zur Befreiung
Ehrlich werden
Der erste Schritt zur Freiheit ist die Ehrlichkeit. Der jüngere Sohn "kam zur Besinnung". Er hörte auf, sich etwas vorzumachen.
"
Ich habe gesündigt."
Diese drei Worte öffneten ihm den Weg nach Hause.
Eine stille Frage: Womit hörst du heute auf, dir etwas vorzumachen?
Loslassen lernen
Es gibt drei Dimensionen der Vergebung, die alle zur Befreiung führen:
Gottes Vergebung empfangen"Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit." (1. Johannes 1,9)
Anderen vergeben Wenn wir anderen nicht vergeben, bindet uns das an sie. Wir kommen nie von ihnen oder von der Erinnerung los. Vergebung durchbricht diese Ketten.
Sich selbst vergeben Oft sind wir unsere härtesten Richter. Gott hat längst vergeben, aber wir vergeben uns selbst nicht. Auch das ist eine Last, die abgelegt werden darf.
Neu anfangen
"Mein Sohn hier war tot und ist ins Leben zurückgekehrt."
Vergebung ist mehr als das Ende der alten Geschichte. Sie ist der Anfang einer neuen. Du darfst neu anfangen. Jeden Tag. Mit ausgeglichenem Schuldenkonto.
Gebete für die Seele
Wenn du Gottes Vergebung brauchst:
Vater im Himmel, ich komme zu dir wie der verlorene Sohn. Ich habe Fehler gemacht. Ich habe dich enttäuscht. Aber ich weiß, du wartest auf mich. Vergib mir. Nimm mich wieder als dein Kind an. Amen.
Wenn du anderen vergeben musst:
Herr Jesus, du weißt, wie schwer es mir fällt, _____ zu vergeben. Mein Herz ist verletzt und bitter. Aber ich will frei werden. Hilf mir loszulassen. Gib mir dein Herz für diese Person. Befreie mich von der Last der Unvergebung. Amen.
Wenn du dir selbst vergeben musst:
Liebevoller Gott, du siehst mich mit anderen Augen als ich mich selbst sehe. Du siehst nicht meine Fehler, sondern dein geliebtes Kind. Hilf mir, mich selbst mit deinen Augen zu sehen. Hilf mir, mir zu vergeben, wie du mir vergeben hast. Amen.



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