Gott mit dem Herzen wahrnehmen
- Jürgen Justus
- 3. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Genau wie wir andere Menschen erst verstehen können, wenn wir uns selbst verstehen, können wir auch Gott in unserem Leben erst wahrnehmen, wenn wir ehrlich mit unserem eigenen Herzen sind.
Bin ich ehrlich mit mir selbst über meine echten Gefühle - auch die unangenehmen?
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Kann ich anderen Menschen aufrichtig sagen, was ich an ihnen schätze?
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Weiß ich tief in meinem Herzen, dass meine Identität als Gottes Kind unerschütterlich ist?
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1. Könige 19,9-13
Dort fand er eine Höhle, in der er die Nacht verbrachte. Doch der HERR sprach zu ihm: »Was tust du hier, Elia?« Elia antwortete: »Ich habe dem HERRN, Gott, dem Allmächtigen, von ganzem Herzen gedient. Denn die Israeliten haben ihren Bund mit dir gebrochen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten getötet. Ich allein bin übrig geblieben, und jetzt wollen sie auch mich umbringen.« Da sprach der HERR zu ihm: »Geh hinaus und stell dich auf den Berg vor den HERRN, denn der HERR wird vorübergehen.« Zuerst kam ein heftiger Sturm, der die Berge teilte und die Felsen zerschlug, vor dem HERRN her. Doch der HERR war nicht im Sturm. Nach dem Sturm bebte die Erde, doch der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, doch der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer ertönte ein leises Säuseln. Als Elia es hörte, zog er seinen Mantel vors Gesicht, ging nach draußen und stellte sich in den Eingang der Höhle. Eine Stimme sprach: »Was tust du hier, Elia?«
Reflexionsfragen
Was sagt der Text über Gott?
Was sagt der Text über die Menschen damals und heute?
Was sagt der Text über mich selbst?
Was möchte ich konkret in meinem Leben verändern?
Vertiefung
Die drei Herzensprozesse – Wie Gott in uns wächst
Elia war ein Mensch wie du und ich. Er kannte Höhen und Tiefen, Glaubensmut und tiefe Erschöpfung. Nach seinem großen Sieg am Karmel fand er sich in einer Höhle wieder – leer, müde und ohne Richtung. Dort begann Gott, an seinem Herzen zu arbeiten. Drei Prozesse, die Elia durchlief, sind universell – sie betreffen jeden Menschen, ob gläubig oder suchend.
1. Emotionale Ehrlichkeit – Gott begegnet dem, was echt ist
Gott begegnet uns nicht in dem, was wir vortäuschen, sondern in dem, was wir wirklich fühlen.
Elia musste lernen, seine Verzweiflung auszusprechen: „Ich bin müde, Herr – nimm mein Leben.“ (1. Könige 19,4)
Doch Gott reagiert nicht mit Vorwürfen. Er lässt ihn schlafen, schickt einen Engel und versorgt ihn mit Brot und Wasser.
Echte Heilung beginnt, wenn wir ehrlich werden – vor uns selbst und vor Gott.
„Wenn du dich an ihn wendest um Hilfe, wird er beginnen, deine Emotionen von den Verletzungen und Enttäuschungen zu heilen.“
Vielleicht ist das dein erster Schritt heute: einfach zu sagen, wie es dir wirklich geht. Ohne Maske. Ohne Fassade. Denn Gott hält ehrliche Herzen lieber aus als fromme Lügen.
2. Beziehungsfähigkeit – Aus der Einsamkeit ins Leben
Nach der Begegnung mit Gott bekommt Elia einen Auftrag: Geh zurück, suche Menschen, salbe andere, baue Beziehungen auf.
Er lernt: Heilung geschieht nicht in Isolation. Selbstmitleid trennt – Gemeinschaft heilt.
Viele Menschen bleiben im Opfermodus stecken. Doch wer den Mut findet, anderen wieder zu vertrauen, öffnet sein Herz für neues Leben.
Vielleicht ist dein Schritt heute, jemandem ehrlich zu sagen: „Ich brauche dich.“ Oder jemandem zu vergeben, der dich verletzt hat.
Beziehungen sind der Ort, wo Gott uns neu formt. Denn wir werden heil – in Begegnung. Und die tiefste Beziehung, die ein Mensch finden kann, ist die mit Gott selbst.
3. Identität und Selbstwert – Wissen, wer ich bin
Am Ende begegnet Gott Elia im leisen Säuseln. Kein Sturm, kein Feuer – nur eine sanfte Stimme, die sagt: „Ich bin da.“
In dieser Stille wird Elia neu ausgerichtet. Seine Identität lag nie in seiner Leistung, sondern in seiner Beziehung zu Gott.
„Seine ganze Identität war durch seine Beziehung zu seinem Vater definiert. Was er tat, wies nur darauf hin, wer er war.“
Wir leben in einer Welt, die unseren Wert an Erfolg und Anerkennung misst. Doch Gott sagt:
„Du bist kostbar in meinen Augen und wertvoll.“ (Jesaja 43,4)
Und genau hier wird das Evangelium sichtbar:
Gott sah unsere Zerbrochenheit – und kam selbst zu uns in Jesus.
Er nahm unsere Schuld, unsere Scham und unsere Verlorenheit ans Kreuz, um uns zurückzuführen in die Gemeinschaft mit dem Vater.
Durch Jesus wird das, was zerbrochen ist, heil.
Das, was verloren war, gefunden.
Das, was leer war, mit Liebe gefüllt.
Wer Jesus vertraut, darf wissen:
Ich bin geliebt – nicht wegen dem, was ich tue, sondern wegen dem, was er getan hat.
Das leise Säuseln – Gottes Stimme im Alltag
Gott spricht noch heute – nicht laut, sondern leise. Wer still wird, kann sie hören.
Vielleicht magst du dir in dieser Woche täglich zehn Minuten Zeit nehmen:
Still werden. Atmen. Offen sein.
Sag in deinem Herzen: „Jesus, wenn du wirklich lebst – ich bin offen für dich.“
Oft beginnt Gottes Wirken genau dort – in der Stille, wo Worte versiegen und das Herz spricht.
Gedanke zum Mitnehmen
Wachstum geschieht nicht in Eile, sondern in Tiefe.
Gott formt unser Herz – in Ehrlichkeit, in Beziehung, in Identität.
Und manchmal – ganz leise – hören wir sein Säuseln und wissen:
Er war die ganze Zeit da.
Und durch Jesus ist er uns näher, als wir je gedacht haben.


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