Wie Kinder wirklich Glauben lernen – Ein Weg, der das Herz erreicht
- Jürgen Justus
- vor 5 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Es gibt diesen Moment, den viele Eltern kennen: Man liest Bibelgeschichten, betet abends, geht sonntags in den Gottesdienst – und doch hat man das Gefühl, dass das Herz des eigenen Kindes irgendwie unberührt bleibt. Sie wissen, wie man sich ordentlich benimmt, aber der Funke fehlt. Die Freude. Die Liebe zu Jesus. Die Frage, die sich viele Eltern stellen, lautet: Wie können wir unseren Kindern den Glauben so weitergeben, dass ihr Herz wirklich berührt wird?
Die Antwort ist überraschend einfach – und gleichzeitig tiefgehend: Kinder lernen Glauben nicht durch Regeln, sondern durch das Evangelium. Nicht durch Moral, sondern durch Beziehung. Nicht durch Druck, sondern durch Liebe.
Diese Einsicht zieht sich wie ein roter Faden durch Jack Klumpenhower’s Buch Show Them Jesus.
1. Mehr als „brav sein“: Was Kinder wirklich brauchen
Viele Eltern und Gemeinden vermitteln Kindern unbewusst eine Botschaft, die gar nicht das Evangelium ist:
„Gott ist zufrieden, wenn du dich gut benimmst.“
Doch Klumpenhower warnt ausdrücklich:
Moralismus kann Kinder vom Glauben wegführen, statt hin.
Denn er erzeugt Druck, Angst oder Stolz. Er weckt den Eindruck:
„Gott liebt mich nur, wenn ich funktioniere.“
Die Wahrheit aber ist: Gottes Liebe ist der Ausgangspunkt, nicht die Belohnung.
Interessant ist ein Hinweis des Buches:
Kinder behalten am Ende nicht, was wir „richtig“ erklärt haben – sie behalten, was uns am meisten begeistert .
Deshalb ist die entscheidende Frage:
Begeistert uns selbst Jesus?
2. Liebe + Wahrheit: Wie Kinder ihre Herzen öffnen
Kinder öffnen sich dort, wo sie sich angenommen fühlen. In Show Them Jesus wird betont, wie entscheidend es ist, dass Eltern sich nicht verurteilen, wenn sie scheitern – denn Gott ist der, der letztlich Glauben in einem Kind baut:
„Gott – nicht du – ist der entscheidende Faktor im Aufbau des Glaubens in deinen Kindern.“
Diese Wahrheit schenkt uns Freiheit und Gelassenheit.
Kinder brauchen:
bedingungslose Liebe
Raum für Fragen
ehrliche Vorbilder
lebendige Beispiele der Gnade
Wahrheit macht frei – aber nur in einem Raum der Liebe.
3. Jesus in jeder Geschichte entdecken
Zeige deinen Kindern nicht vor allem, wie sie sein sollen – zeige ihnen Jesus.
Nicht:
„Sei mutig wie David.“
Sondern:
„Sieh Jesus, der größer ist als David – und warum du ihm vertrauen kannst.“
Jede biblische Geschichte muss „durch das Kreuz hindurch“ gelesen werden – die gute Nachricht muss der Ausgangspunkt und Endpunkt sein .
Praktische Fragen:
Was offenbart diese Geschichte über Gottes Wesen – und wie zeigt Jesus es vollkommen?
Welche Spannung bleibt bestehen – und wie löst Jesus sie?
Wo zeigt diese Geschichte unsere menschliche Not – und wie begegnet Jesus ihr?
So wird die Bibel nicht ein Buch von Regeln, sondern ein Buch über Jesus.
4. Herz statt Häkchen: Fallstricke, die wir vermeiden müssen
Aus Unsicherheit greifen Erwachsene schnell zu:
Druck
Belohnungssystemen
Drohungen
Verhaltenskontrolle
Kinder geraten entweder in Scham („Ich schaffe es nicht!“) oder in Stolz („Ich bin besser als die anderen!“) .
Beides führt weg vom Evangelium.
Was Kinder stattdessen brauchen, ist eine herzorientierte Erziehung:
Gnade, die motiviert
Liebe, die trägt
Wahrheit, die befreit
Vorbilder, die Jesus sichtbar machen
5. Kinder brauchen Gemeinde – mehr als wir denken
Die vielleicht am meisten unterschätzte Wahrheit lautet:
Glaube wird nicht im Alleingang geformt. Kinder brauchen die Gemeinde – unbedingt, regelmäßig, tief.
Kinder werden durch viele kleine Begegnungen mit Christen geprägt – weit mehr, als uns bewusst ist.
Mitarbeiter und Gemeindemitglieder könnten jedes Mal einem Kind eine kurze Ermutigung zusprechen und Jesus erfahrbar machen.
Warum ist Gemeinde so entscheidend?
1. Kinder erleben eine größere geistliche Familie
In der Gemeinde begegnen Kinder:
jungen Erwachsenen, die ihnen zuhören
älteren Christen, die Zeugnisse erzählen
Leitern, die ihnen Gnade vorleben
Gleichaltrigen, die mit ihnen glauben lernen
Eine geistliche Familie spricht anders als Eltern – und diese Vielfalt ist ein Geschenk.
2. Kinder hören das Evangelium aus mehreren Mündern
Es wirkt auf Kinder kraftvoll, wenn sie von verschiedenen Menschen – Leitern, Mentoren, Musikern, Willkommensdienst – immer wieder kleine Sätze über Jesus hören .
Das schafft Glaubensprägung, die ein Zuhause allein nie leisten kann.
3. Gemeinschaft schützt vor Isolation
Kinder brauchen Orte, an denen andere Kinder denselben Jesus liebhaben – besonders in einer Kultur, die zunehmend evangeliumsfern ist.
Die Gemeinde ist der Raum, in dem Kinder erleben:
„Ich bin nicht allein.“
„Jesus hat noch andere Freunde.“
„Gemeinschaft gehört zum Glauben.“
4. Kinder brauchen gelebte Anbetung
Kinder lernen Anbetung durch Beobachtung – nicht durch Erklärungen.
Praktische Schritte für Eltern UND Gemeinde
Für Eltern
Rede im Alltag über Jesus und bete einfache, kurze Gebete.
Stelle nach dem Gottesdienst Fragen wie: „Was hast du über Jesus gehört?“
Schaffe Räume der Ehrlichkeit.
Zeige, wie du selbst Gnade brauchst.
Suche aktiv nach Mentoren, die deine Kinder geistlich begleiten.
Für die Gemeinde
Ein Kind pro Sonntag: Jeder Mitarbeiter spricht bewusst eine kurze Ermutigung aus.
Musik, die Jesus groß macht: Lieder bewusst auswählen, die das Evangelium feiern.
Willkommensdienst mit Herz: Kinder spüren innerhalb von Sekunden, ob Jesus Freude macht.
Leiter, die in Jesus ruhen: Nicht Druck vermitteln – sondern Gnade.
Erzählte Geschichten: Zeugnisse von Gottes Wirken wirken tief in Kinderherzen.
Der Weg, der das Herz erreicht
Wenn wir wollen, dass unsere Kinder Jesus kennen, lieben und nachfolgen, müssen wir ihnen keinen „perfekten Glauben“ vorleben – sondern einen gelebten Glauben. Einen Glauben, der Fehler kennt. Der Gnade kennt. Der Jesus kennt.
Kinder lernen Glauben, wenn sie ihn sehen:
in ihren Eltern
in ihrer Gemeinde
in ihren Mentoren
in ihrer Freundesgruppe
in der biblischen Geschichte, die immer auf Jesus zeigt
Denn der wichtigste Satz über Glaubensweitergabe ist dieser:
Jesus erreicht Kinderherzen – und er tut es durch uns, durch unsere Familien und durch seine Gemeinde.



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