Die Wüste definiert: Gottes Trainingslager für deinen Charakter
- Jürgen Justus
- 13. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Wenn die "trockenen Zeiten" dein größtes Geschenk sind
"Die Zeit kommt, wenn Charakter entwickelt werden muss. Und die Wüste ist der Ort, wo das geschieht."
Wenn du dich gerade in einer Phase befindest, in der Gott weit entfernt erscheint, deine Gebete ins Leere zu fallen scheinen und das Leben "trocken" und mühsam ist - dann könntest du versucht sein zu denken, dass etwas mit dir nicht stimmt. Vielleicht fragst du dich: "Habe ich Gott enttäuscht? Bin ich vom Weg abgekommen?"
Lass mich dir eine befreiende Wahrheit sagen: Die Wüste ist nicht Gottes Ablehnung, sondern Seine Vorbereitung!
Die biblische Grundlage verstehen
Die Ereignisse des Alten Testaments sind nicht nur historische Berichte - sie sind Beispiele und Lehrmeister für unser Leben heute. Wie Paulus es ausdrückt:
"Alle diese Dinge geschahen ihnen als Beispiele und wurden zu unserer Belehrung geschrieben, auf die die Enden der Zeitalter gekommen sind." - 1. Korinther 10,11
Jesus kam nicht, um das Gesetz und die Propheten zu zerstören, sondern zu erfüllen. Das bedeutet: Wir können aus den Wüstenerfahrungen der biblischen Helden lernen und Ermutigung für unsere eigenen schwierigen Zeiten finden.
Die klassische Beschreibung der Wüste: Hiobs Erfahrung
Hiob beschreibt die Wüstenerfahrung mit diesen bewegenden Worten:
"Siehe, ich gehe vorwärts und finde ihn nicht, rückwärts und merke ihn nicht; wirkt er zur Linken, so schaue ich ihn nicht; verbirgt er sich zur Rechten, so sehe ich ihn nicht. Aber er kennt den Weg, den ich gehe; wenn er mich geprüft hat, werde ich hervorgehen wie Gold." - Hiob 23,8-10
Das ist die klassische Beschreibung der Wüste: Gott scheint unerreichbar und verborgen zu sein - aber Er kennt deinen Weg und arbeitet daran, dich zu läutern wie Gold!
Warum fühlt sich Gott plötzlich "weit weg" an?
Die geistliche Entwicklung vom "Baby" zum "reifen Kind"
Erinnerst du dich an deine ersten Tage als Christ? Gottes Gegenwart war wunderbar real. Du riefst seinen Namen und sofort antwortete Er. Wie ein neugeborenes Kind in Gottes Familie erhieltest du die ständige Aufmerksamkeit, die ein Baby braucht.
Aber genau wie irdische Eltern müssen auch himmlische Eltern ihre Kinder reifen lassen.
Wenn Kinder anfangen, selbst zu essen, gelingt es ihnen meist noch nicht so schnell und effizient wie den Eltern. Für die Erwachsenen wäre es einfacher, das Kind weiterhin zu füttern – gleichzeitig würde das die eigene Entwicklung des Kindes bremsen.
Genauso tut Gott das mit uns: Er lässt uns durch Zeiten gehen, in denen Er nicht sofort auf jeden Ruf reagiert, damit wir geistlich reifen und Charakter entwickeln können.
"Tägliches Brot" statt "Überfluss" - eine neue Perspektive auf Gottes Versorgung
Was bedeutet "Mangel" wirklich?
In der Wüste gibt Gott "tägliches Brot", nicht "Überfluss an Dingen". Er stillt deine Bedürfnisse in dieser Zeit - nicht unbedingt deine Wünsche.
Hier ist das Problem: In unserer Gesellschaft nennen wir unsere Wünsche "Bedürfnisse" und rufen dann "Mangel ist vom Teufel!", wenn wir nicht alles bekommen, was wir möchten.
Paulus' revolutionäre Zufriedenheit
Paulus hatte eine andere Perspektive gelernt:
"Ich habe gelernt, mich zu begnügen mit dem, was ich habe... Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: sowohl satt sein als auch hungern, sowohl Überfluss haben als auch Mangel leiden. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus." - Philipper 4,11-13
Paulus hatte durch Christus Kraft gelernt, in trockenen Zeiten genauso zufrieden zu sein wie im Überfluss. Das haben wir in der heutigen Gemeinde noch nicht gelernt!
Der Unterschied zwischen Besitz und Charakter
Die Israeliten verließen Ägypten mit großen Reichtümern - Gold, Silber und kostbaren Gewändern. Aber sie verwendeten diese Schätze, um Götzen zu bauen! Ihr Besitz zeigte nicht ihre Gottesfurcht - im Gegenteil.
Nur zwei der ursprünglichen Israeliten hatten den Charakter, ins verheißene Land zu gehen: Josua und Kaleb - weil sie "einen anderen Geist hatten" und Gott völlig nachfolgten!
Unser Wertsystem ist verzerrt, wenn wir einander nach dem Standard dessen messen, was wir haben, und nicht nach dem, wer wir sind.
Die größte Prüfung der Wüste: Suchst du Sein Angesicht oder Seine Hand?
Gottes Absicht der Demütigung
"Du sollst an den ganzen Weg gedenken, durch den der HERR, dein Gott, dich geführt hat diese vierzig Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen und dich zu prüfen, damit offenbar werde, was in deinem Herzen ist..." - 5. Mose 8,2
Die Israeliten erhielten täglich Manna - "Engelsspeise", frisch und reichlich. Der "Hunger" entstand nicht durch echten Mangel, sondern durch das Fehlen von Abwechslung und das Sehnen nach den "Fleischtöpfen Ägyptens".
Die entscheidende Frage
Gott prüfte ihre Herzen: Würden sie Gott begehren oder das, was sie im Weltsystem zurückgelassen hatten? Würden sie nach Gerechtigkeit hungern und dürsten oder nach Komfort und Vergnügen?
Israels tragisches Scheitern: Sie begehrten stark und erinnerten sich an die "Fische" und "Melonen" Ägyptens. Gott gab ihnen Fleisch (Wachteln), aber sandte "Magerkeit in ihre Seele" (Psalm 106,15).
Das Kernproblem lag nicht im Wunsch nach Fleisch, sondern in dem, was dieser Wunsch repräsentierte: Unzufriedenheit mit Gott und intensive Sehnsucht nach den "ehemaligen Dingen" der Gefangenschaft.
Die transformierende Kraft der "ersten Liebe"
Beziehung, keine Formel
Die Wurzelsünde der Israeliten war ein "irrendes Herz" und mangelnde Kenntnis von Gottes Wegen (Hebräer 3,10). Sie wollten Gottes Werke (Vorteile), aber nicht Gott selbst.
Am Berg Sinai, als Gott direkt zu ihnen sprechen wollte, sagten sie: "Rede du mit uns, aber lass Gott nicht mit uns reden!" (2. Mose 20,18-19). Sie wollten Gesetze, aber keine intime Beziehung.
Die tiefere Bedeutung von Johannes 14,21
"Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; und wer mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren."
Hier ist die revolutionäre Erkenntnis: Es geht nicht darum, durch das Halten von Geboten unsere Liebe zu beweisen. Tiefe Liebe zu Jesus befähigt uns erst, seine Gebote zu halten! Es ist eine Beziehung, kein Gesetz.
Moses als positives Beispiel
Während die Israeliten fern standen, "nahte sich Mose dem dichten Dunkel, wo Gott war" (2. Mose 20,21). Er war nicht zufrieden damit, Gott aus der Ferne anzubeten.
Mose suchte Gottes Angesicht, nicht nur Seine Hand.
Der Zweck der Wüste: Deine größte Vorbereitung
Charakterentwicklung in der Trockenheit
Die Wüste ist der Ort, wo die Frucht des Geistes kultiviert wird. Bewässert durch das intensive Verlangen, Ihn zu kennen, lernen wir zu wandeln, wie Er wandelt.
Der Zweck der Wüste ist es, uns zu läutern. Unser Streben soll sein Herz sein, nicht seine Versorgung. Dann, wenn wir in Zeiten des Überflusses kommen, werden wir nicht vergessen, dass es der HERR, unser Gott, war, der uns Überfluss gab.
Die "Josua-Generation"
Gott formt in der Wüste eine "Josua-Generation" - Menschen, die charakterlich gereinigt und darauf vorbereitet sind, in Seine Verheißungen zu treten, weil ihr Herz Ihm gehört.
Die Wüste sondert die Klagenden, Murrenden und Rebellischen aus. Wer nur die Vorteile der Verheißung und nicht den "Verheißenden" selbst sucht, wird in der Wüste vergehen.
Ermutigende Schlussgedanken
Deine Wüstenzeit ist ein Geschenk
Wenn du dich gerade in einer Wüstenzeit befindest, dann erkenne:
Dies ist nicht Gottes Bestrafung, sondern Seine liebevolle Vorbereitung
Gott ist nahe, auch wenn Er sich entfernt anfühlt - Er kennt deinen Weg und arbeitet an deiner Charakterformung
Die "trockenen Zeiten" lehren dich, Seine Bedürfnisse über deine Wünsche zu stellen
Wahre Spiritualität zeigt sich im Charakter, nicht im Besitz
Gott prüft dein Herz: Suchst du Sein Angesicht oder nur Seine Hand?
Die Einladung zur tieferen Beziehung
Lass die Wüste nicht zu einem Ort der Frustration werden, sondern zu einem heiligen Ort der Intimität mit Gott.
Erlaube dem Heiligen Geist, deine Motive zu offenbaren. Kehre zu deiner "ersten Liebe" zurück. Nähere dich dem "dichten Dunkel, wo Gott ist", statt aus der Ferne zu bleiben.
Die Wüste ist nicht dein Ende - sie ist der Beginn deiner größten Entfaltung in Gott!
"Wer nur Seine Hand sucht, erkennt Sein Angesicht nicht. Aber wer Sein Angesicht sucht, wird auch Seine Hand erfahren."
Die Verheißung für Wüstenwanderer
Wenn du durch diese Zeit der Prüfung gehst, halte an dieser Verheißung fest:
"Aber er kennt den Weg, den ich gehe; wenn er mich geprüft hat, werde ich hervorgehen wie Gold." - Hiob 23,10
Du wirst nicht als derselbe Mensch aus der Wüste herauskommen, der du warst, als du hineingegangen bist. Du wirst wie Gold hervorgehen - gereinigt, geläutert und bereit für das, was Gott für dich vorbereitet hat!
Dieser Artikel basiert auf Kapitel 2 "Defining the Wilderness" aus dem Buch "Victory in the Wilderness" von John Bevere.
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