Übernatürliche Kraft für Leben und Dienst: Gottes Geist in Action
- Jürgen Justus
- 27. März
- 5 Min. Lesezeit
Einleitung: Die vergessene Dimension des Glaubens
Der Kern unseres Glaubens ist zutiefst übernatürlich. Das Christentum ist keine Philosophie, kein moralisches System, keine kulturelle Tradition – es ist die lebendige Begegnung mit einem Gott, der in und durch uns wirkt mit derselben Kraft, die Jesus von den Toten auferweckt hat.
In seinem wegweisenden Kapitel "Supernatural Power for Life and Ministry" erinnert uns Sam Storms an diese grundlegende Dimension des christlichen Lebens. Diese übernatürliche Kraft ist nicht für eine Elite reserviert oder auf besondere Anlässe beschränkt – sie ist das Erbe jedes Gläubigen und für den Alltag bestimmt.
Die Kraft der Auferstehung in uns
Die vielleicht revolutionärste Aussage in der BIbel ist diese: Dieselbe Kraft, die Jesus Christus aus dem Grab holte, wohnt in jedem wiedergeborenen Gläubigen. Paulus betet in Epheser 1,19-20, dass die Gläubigen "die überwältigende Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben" erkennen mögen, "nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke, die er in Christus wirkte, als er ihn von den Toten auferweckte."
Dies ist keine poetische Übertreibung! Es ist die erstaunliche Realität unseres neuen Lebens in Christus. Die Kraft, die den Tod selbst besiegte, ist in uns aktiv. Diese Erkenntnis verändert alles:
Sie befreit uns von der Verzweiflung über unsere menschliche Begrenztheit.
Sie eröffnet Möglichkeiten jenseits unserer natürlichen Fähigkeiten.
Sie ist die Grundlage für jede geistliche Gabe und jeden wirksamen Dienst.
Alltägliche Übernatürlichkeit
Eine der herausforderndsten Einsichten von Storms betrifft die Häufigkeit, mit der wir diese göttliche Kraft erfahren sollten. Viele Christen haben die Erwartung, dass übernatürliche Erfahrungen selten und außergewöhnlich sind – vielleicht ein- oder zweimal im Leben oder in besonders intensiven Gottesdiensten.
Storms stellt diese Annahme grundlegend in Frage. Die Erfahrung der Kraft des Heiligen Geistes sollte keine Ausnahme sein, sondern eine "routinemäßige, alltägliche Realität". Wie das tägliche Brot soll die Kraft Gottes uns in unseren regelmäßigen Begegnungen, Entscheidungen und Diensten stärken.
Dies hat besonders für Kleingruppen tiefgreifende Implikationen. Stell dir vor, wie unsere wöchentlichen Treffen aussehen könnten, wenn wir nicht nur kämen, um zu diskutieren oder Gemeinschaft zu pflegen, sondern in der Erwartung, dass der Heilige Geist durch verschiedene Gaben aktiv sein wird – durch Worte der Weisheit, Heilung, prophetische Eindrücke oder Glaubensimpulse. Das verändert die Atmosphäre von Grund auf!
Schwachheit: Die Bühne für Gottes Kraft
Eine der tröstlichsten Erkenntnisse in Storms' Ausführungen betrifft unsere menschliche Schwachheit. In unserem leistungsorientierten Umfeld sehen wir Schwäche oft als Hindernis an. Wir versuchen, sie zu überwinden oder zu verbergen.
Doch Storms zeigt auf, dass unsere Schwachheit in Gottes Ökonomie keineswegs ein Problem darstellt – im Gegenteil: Sie ist die bevorzugte Bühne, auf der Gott seine Kraft zur Schau stellt. Paulus erfuhr dies, als der Herr zu ihm sagte: "Meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen" (2. Kor 12,9).
Unsere Schwachheit stellt in Gottes Ökonomie keineswegs ein Problem dar – im Gegenteil: Sie ist die bevorzugte Bühne, auf der Gott seine Kraft zur Schau stellt. Paulus erfuhr dies, als der Herr zu ihm sagte: "Meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen" (2. Kor 12,9).
Diese Wahrheit revolutioniert unsere Sicht auf Leiterschaft und Dienst:
Wir müssen nicht perfekt, allwissend oder hochbegabt sein, um effektiv zu dienen.
Unsere Grenzen sind Einladungen für Gottes übernatürliches Eingreifen.
Wahre Stärke liegt nicht in Selbstsicherheit, sondern in der bewussten Abhängigkeit von Gottes Kraft.
Für Leiter in Kleingruppen bedeutet dies eine radikale Befreiung: Du musst nicht alle Antworten haben. Wenn du an deine Grenzen stößt – sei es in Weisheit, Energie oder Fähigkeiten – ist das keine Katastrophe, sondern eine Gelegenheit, Gottes Kraft auf besondere Weise zu erfahren und zu demonstrieren.
Geistliche Gaben: Werkzeuge der Erbauung, nicht des Egos
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Storms' Kapitel betrifft den Zweck der geistlichen Gaben. Er stellt klar, dass diese übernatürlichen Befähigungen niemals dazu dienen, "Stolz, Neid oder Rivalität zu schüren". Sie sind vielmehr Werkzeuge "zur gegenseitigen Auferbauung".
Diese Klarstellung ist entscheidend, denn die Kirchengeschichte zeigt, dass übernatürliche Manifestationen leider oft zu Spaltungen, Elitedenken oder sogar Manipulationen geführt haben. Storms erinnert uns daran, dass jede echte Manifestation des Geistes von Liebe motiviert ist und zur Einheit und Stärkung des Leibes Christi beiträgt.
Für die Praxis in der Gemeindepraxis bedeutet dies:
Wir sollten geistliche Gaben nicht als Zeichen geistlicher Überlegenheit betrachten.
Der Fokus liegt nicht auf spektakulären Manifestationen, sondern auf der Frage: "Wie dient diese Gabe der Gemeinschaft?"
Der Erfolg einer übernatürlichen Erfahrung misst sich nicht an ihrer Intensität, sondern an der Liebe und Erbauung, die daraus erwächst.
Praktische Umsetzung: Wie leben wir in dieser Kraft?
Die große Frage, die sich aus Storms' Ausführungen ergibt, ist natürlich: Wie gelangen wir in diese übernatürliche Dimension? Wie können wir die Kraft Gottes in unserem täglichen Leben und Dienst erfahren?
Hier einige praktische Schritte, abgeleitet aus Storms' Erkenntnissen:
Erneuere dein Denken: Beginne damit, deine Erwartungen zu verändern. Glaube, dass übernatürliche Erfahrungen nicht die Ausnahme, sondern die Norm des christlichen Lebens sind.
Kultiviere Empfänglichkeit: Die Kraft Gottes wird uns gegeben. Schaffe Raum durch Gebet, Stille und bewusste Abhängigkeit vom Heiligen Geist.
Übe dich in Risikobereitschaft: Wage es, im Glauben zu handeln – selbst wenn du dir unsicher bist. Bete für Kranke, teile Eindrücke, die du empfängst, biete geistliche Gaben an.
Fokussiere auf Dienst: Halte den Blick auf die Bedürfnisse anderer gerichtet. Die Kraft Gottes fließt am stärksten, wenn wir nicht auf uns selbst, sondern auf den Dienst am Nächsten konzentriert sind.
Reflektiere und lerne: Wenn du Gottes Kraft erlebst, nimm dir Zeit, darüber nachzudenken. Was hat Gott getan? Wie hat er gewirkt? Was kannst du daraus lernen?
Besonders für Kleingruppen möchte ich noch hinzufügen: Beginnt jedes Treffen mit der expliziten Bitte um das Wirken des Heiligen Geistes. Schafft eine Atmosphäre, in der Menschen ermutigt werden, in den Gaben zu fließen – auch wenn sie dabei Fehler machen oder unsicher sind. Der Weg zur Vertrautheit mit Gottes übernatürlicher Kraft führt durch das Üben und Experimentieren.
Fazit: Eine Einladung in die übernatürliche Dimension
Storms' Kapitel "Supernatural Power for Life and Ministry" ist letztlich eine Einladung – eine Einladung in eine Dimension des Christseins, die viele von uns vielleicht intellektuell bejahen, aber praktisch zu selten erleben. Es ist die Einladung, das zu empfangen, was Jesus selbst versprochen hat: "Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt" (Apostelgeschichte 1,8).
Diese Kraft ist keine theoretische Möglichkeit oder ein fernes Ideal. Sie ist das Erbe jedes Gläubigen – auch deines. Sie wartet darauf, in deinem Leben, deiner Zellgruppe, deinem Dienst freigesetzt zu werden. Die Frage ist: Wirst du dich für diese übernatürliche Dimension öffnen?
Reflexionsfragen
In welchen Bereichen deines Lebens und Dienstes sehnst du dich besonders nach der übernatürlichen Kraft Gottes?
Was hindert dich möglicherweise daran, diese Kraft im Alltag zu erwarten und zu erfahren?
Wie könnte eure Kleingruppe oder Gemeindepraxis anders aussehen, wenn ihr bewusster mit der Erwartung zusammenkommt, dass der Heilige Geist übernatürlich wirken will?
Welche konkrete Situation in deinem Leben fordert dich heraus, deine Schwachheit als Plattform für Gottes Kraft zu sehen?
"Denn der Geist, den Gott uns gegeben hat, macht uns nicht zaghaft, sondern gibt uns Kraft, Liebe und Besonnenheit." (2. Timotheus 1,7)
Dieser Artikel ist Teil einer Blogreihe über geistliche Gaben, basierend auf dem Buch "Understanding Spiritual Gifts" von Sam Storms.
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